Ruhr Nachrichten Bochum, 17.10.2005
Langendreer
- "Se busca" auf spanisch heißt das "gesucht". Gesucht werden
(immer noch) die in Diktaturen verschollenen Angehörigen.
Nicht nur in Lateinamerika. Gesucht werden auch die dafür
Verantwortlichen. Um sie vor Gericht zu bringen.
Daran
arbeiten viele Menschenrechtsorganisationen. Einige davon trafen sich
am Wochenende im Bahnhof Langendreer zum Kongress "Gerechtigkeit
heilt". Noch immer kommen die politisch Verantwortlichen ungeschoren
davon, finden Asyl, erlassen selbst Amnestiegesetze. Die Arbeit der
Menschenrechtler zu vernetzen, war das Ziel des Kongresses. Dass die
Länder voneinander lernen.
"Die
Länder befinden sich in sehr unterschiedlichen Phasen der
Strafverfolgung", erklärt Annette Fingerscheidt von der
Medizinischen Flüchtlingshilfe (MFH). Lateinamerika blicke auf
eine jahrzehntelange Arbeit zurück, viele Länder in
Afrika hätten gerade erst begonnen. Außerdem sind
die Probleme in jedem Land verschieden. In Ex-Jugoslawien
kämpften die Menschenrechtler mit den staatseigenen Organen.
Sie hielten Akten zurück, bedrohten mögliche Zeugen,
berichtete Milan Rakita aus Serbien-Montenegro. Ganz anders Ruanda nach
dem Genozid. Traditionell gewachsen dort ist eine eigene Justiz.
Dorfgerichte, in denen Stammesälteste nicht mit dicken
Gesetzesbüchern, sondern mit der Idee von "Harmonie und
Wohlbefinden" der Bürger Konflikte lösen. Das sei
ungewöhnlich für westliches Denken, nickte der
Psychologe Simon Gasibirege vom Centre for Mental Health in Ruanda.
Aber den Menschen eine Justiz nach hiesigem Modell vor die Nase zu
setzen, führe zu nichts.
Auch Thema:
die Entschädigung. Schwierig. Denn: Was ist schlimmer " ein
verlorener Arm oder drei Monate Folter" Und sollte es nicht um
Wiedergutmachung am ganzen Volk gehen" Ihm ein friedliches und
auskommendes Leben sichern. "Die Gefängnisse sind immer noch
ein Ort für arme Menschen", sagte Francisco Soberón
aus Peru.
Um solche Fragen weiter zu
klären, wollen sich die Organisationen zu einer
internationalen Koalition gegen Straflosigkeit zusammentun. Zudem
formulierten sie eine Resolution an alle Regierungen, das Thema
stärker zu beachten und zu fördern. - jo
>>
www.gerechtigkeit-heilt.de