Logo MFH

Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.

Gerechtigkeit heilt –
Der internationale Kampf gegen Straflosigkeit

Internationaler Kongress vom 14. bis 16. Oktober 2005

Ruhr Nachrichten Bochum, 17.10.2005

Terrorisiert und getötet, dennoch nicht vor Gericht

Langendreer - "Se busca" auf spanisch heißt das "gesucht". Gesucht werden (immer noch) die in Diktaturen verschollenen Angehörigen. Nicht nur in Lateinamerika. Gesucht werden auch die dafür Verantwortlichen. Um sie vor Gericht zu bringen.

Daran arbeiten viele Menschenrechtsorganisationen. Einige davon trafen sich am Wochenende im Bahnhof Langendreer zum Kongress "Gerechtigkeit heilt". Noch immer kommen die politisch Verantwortlichen ungeschoren davon, finden Asyl, erlassen selbst Amnestiegesetze. Die Arbeit der Menschenrechtler zu vernetzen, war das Ziel des Kongresses. Dass die Länder voneinander lernen.

"Die Länder befinden sich in sehr unterschiedlichen Phasen der Strafverfolgung", erklärt Annette Fingerscheidt von der Medizinischen Flüchtlingshilfe (MFH). Lateinamerika blicke auf eine jahrzehntelange Arbeit zurück, viele Länder in Afrika hätten gerade erst begonnen. Außerdem sind die Probleme in jedem Land verschieden. In Ex-Jugoslawien kämpften die Menschenrechtler mit den staatseigenen Organen. Sie hielten Akten zurück, bedrohten mögliche Zeugen, berichtete Milan Rakita aus Serbien-Montenegro. Ganz anders Ruanda nach dem Genozid. Traditionell gewachsen dort ist eine eigene Justiz. Dorfgerichte, in denen Stammesälteste nicht mit dicken Gesetzesbüchern, sondern mit der Idee von "Harmonie und Wohlbefinden" der Bürger Konflikte lösen. Das sei ungewöhnlich für westliches Denken, nickte der Psychologe Simon Gasibirege vom Centre for Mental Health in Ruanda. Aber den Menschen eine Justiz nach hiesigem Modell vor die Nase zu setzen, führe zu nichts.

Auch Thema: die Entschädigung. Schwierig. Denn: Was ist schlimmer " ein verlorener Arm oder drei Monate Folter" Und sollte es nicht um Wiedergutmachung am ganzen Volk gehen" Ihm ein friedliches und auskommendes Leben sichern. "Die Gefängnisse sind immer noch ein Ort für arme Menschen", sagte Francisco Soberón aus Peru.

Um solche Fragen weiter zu klären, wollen sich die Organisationen zu einer internationalen Koalition gegen Straflosigkeit zusammentun. Zudem formulierten sie eine Resolution an alle Regierungen, das Thema stärker zu beachten und zu fördern. - jo

 >> www.gerechtigkeit-heilt.de