In der Mehrzahl handelt es sich um Dokumentarfilme, die für das Fernsehen produziert wurden.
Sie sind hier thematisch nach Ländern geordnet.
Afghanistan
Das Massaker in Afghanistan – Haben die Amerikaner zugesehen?
von Jamie Doran (Erstausstrahlung 18.12.02, ARD)
Zu den Vorwürfen des US-Außenministeriums im Zusammenhang mit der für Mittwoch im
Ersten Programm der ARD vorgesehenen Ausstrahlung der Dokumentation "Das Massaker in Afghanistan -
Haben die Amerikaner zugesehen?" des irischen Autors Jamie Doran erklärt Thomas Schreiber, der
Leiter des Programmbereiches Kultur im NDR Fernsehen:
"Alle Augenzeugen, die in der Dokumentation über die Vorgänge im Gefängnis von
Sheberghan und am Ort des Massengrabes in Dasht-i-Leili zu sehen sind, berichten
übereinstimmend, dass amerikanische Soldaten an diesen beiden Orten anwesend waren.
Der Sprecher des US-Außenministeriums Larry Schwartz hatte dpa zufolge erklärt, dass die
Aussagen der ARD-Dokumentation 'vollständig falsch und bereits widerlegt' seien. Dies steht im
deutlichen Widerspruch zur Mitteilung des Pentagons, dass bislang keine Untersuchung der
Vorgänge durch die US-Streitkräfte stattgefunden hat. Zur zweifelsfreien Aufklärung
notwendig wäre also eine interne Untersuchung des amerikanischen Verteidigungsministeriums
sowie die Exhumierung der Massengräber, die Obduktion der Leichen und die Identifikation der
Toten durch das UNHCR."
Argentinien
Colours of Hope – Farben der Hoffnung
1985, 20 Min (Spanisch mit deutschen Untertiteln)
Juan Carlos und seine schwangere Frau Marisa wurden 1975 wegen gewerkschaftlicher Aktivitäten
verhaftet und gefoltert. Das Kind wurde der Mutter entrissen. Nach der Entlassung emigriert Marisa
in die USA und kämpft von dort für die Freilassung ihres Mannes.
Desembarcos – Es gibt kein Vergessen
von Jeanine Meerapfel, Argentinien/BRD 1989-1989 (74 Min., Deutsch und Französisch)
Im dem preisgekrönten Dokumentarfilm verarbeitet J. Meerapfel in einem Regie-Workshop gemeinsam
mit jungen ArgentinierInnen die Vergangenheit der Diktatur. Das Thema ist: Angst. Aber die
Hoffnungen und Wünsche der jungen Generation werden dokumentiert in dem Land, in dem die
Mütter der Plaza de Mayo weiterhin nach ihren Töchtern und Enkeln suchen, die von der
Militärjunta verschleppt wurden.
Verschwörung des Schweigens
2003 (53 Min, Deutsch)
Am Beispiel des ermordeten Studenten Klaus Zieschank und dem Fall von Elisabeth Käsemann deckt
die Dokumentation anhand von Zeugenaussagen das Desinteresse und die Untätigkeit des
Auswärtigen Amts auf. Ein argentinischer Major gibt heute zu, im Beisein des deutschen Konsuls
in der Botschaft die Angehörigen der „Verschwundenen“ verhört und die
Ergebnisse an seine Vorgesetzten in den Folterzentren weiter gegeben zu haben. Während Deutsche
entführt und ermordet wurden, avancierte Deutschland zum Waffenlieferanten Nr. 1 für die
Militärjunta.
Chile
Zeit der Rückkehr
1988 (82 Min., Deutsch)
Chilenischer Spielfilm über eine Frau, die ihren Mann im Verbannungslager besucht und sich auf
dem Weg dort hin an sein „Verschwinden“ und ihre lange Suche nach ihm erinnert. Mit viel
Engagement wird hier die Geschichte einer Frau erzählt, deren Alltag von Ungewissheit und
Warten bestimmt ist. Der Film beschreibt eindrücklich die inneren Schäden, die die
Militärdiktatur in den Menschen verursacht.
El Salvador
Todesschwadrone: foltern, verschleppen, hinrichten
1991 (25 Min., Deutsch)
Eine Spiegel-TV-Reportage über militärische Spezialeinheiten in El Salvador, die im
Auftrag des Staates und mit Unterstützung der US-Regierung Regimegegner ermorden. Die Reportage
stützt sich im Wesentlichen auf den Aussagen eines ehemaligen Mitglieds der Sondereinheit.
Guatemala
Land im Todesfieber
1992 (43 Min., Deutsch)
Als 1991 Jorge Serrano Präsident von Guatemala wurde, erklärte er die Beendigung des
Bürgerkrieges und die Einhaltung der Menschenrechte zu seinen wichtigsten politischen Zielen.
Der Film zeigt die neuen und alten Nöte des Landes und eine Bilanz des 36-jährigen
Bürgerkrieges: 150.000 Tote, Slums und Elend, unter dem vor allem Kinder leiden. Die
Angehörigen der „Verschwundenen“ gehen auf die Straße und fordern
Aufklärung. Der gewaltlose Widerstand formiert sich.
Italien
Strategia del ragno – Die Strategie der Spinne
Spielfilm von Bernado Bertolucci, aus den 1970ern
Thema des Films ist die Aufarbeitung des italienischen Faschismus in einem kleinen Dorf. Der Sohn
eines ermordeten Antifaschisten kehrt in das Dorf seiner Geburt zurück und findet überall
den Namen seines Vaters auf Gedenkbüsten, Straßenschildern und im kollektiven
Gedächtnis. Doch wer genau seinen Vater, der im Dorf als der Kopf der antifaschistischen Gruppe
galt, ermordet hat, bleibt zunächst unklar. Die noch lebenden Faschisten bestreiten den Mord.
Auf der Suche nach den wahren Hintergründen ergeben sich ungeahnte Wendungen.
Ein interessanter Film, der mit zu seiner Zeit neuen filmischen Einstellungen realisiert wurde. Aber
der zentrale Topos istnicht Straflosigkeit, sondern eher die Zementierung einer Interpretation von
Historie, die nicht mehr hinterfragt wird.
(Ex-)Jugoslawien
Srebrenica in memoriam
1996 (52 Min., Französisch)
Einleitung: Der Niederländer Wym Dykema, ehemaliger Blauhelm, zeigt Amateuervideos vom Fall von
Srebrenica und berichtet von der Hilfslosigkeit der Blauhelme.
Dres Eliaz und Fatima, Bosnier, berichten nach ihrer Flucht vom Fall Srebrenicas, dem Abtransport
der Frauen und Kinder zur Zwangsumsiedlung durch die Serben, vom Ende des Hospitals in Srebrenica.
Der bosnische Soldat Feiz berichtet, wie er die Kolonne von anfangs 15.000 Flüchtlingen, meist
Männern, von Srebrenica nach Tuzla führte, wie auf der Flucht die Mehrzahl von Serben
getötet wurde. Andere Flüchtlinge ergänzen. Eliaz erhebt schwere Vorwürfe gegen
die UN, Massaker nicht verhindert zu haben, sondern zum Teil mit Serben zusammengearbeitet zu
haben.
Kolumbien
Una voz para los desaparecidos – N.N. Den Verschwundenen eine Stimme
Dokumentarfilm von Erick Arellana Bautista und Pedro Campoy, Kolumbien 2002 (53 Min., Original mit
Untertiteln)
Jährlich werden rund 300 Oppositionelle, Studierende, GewerkschafterInnen, AnwältInnen,
Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen oder militanten Gruppen „verschwunden“
gelassen. Der Film zeigt die Arbeit der Asociación de Familiares de Detenidos y Desaparecidos
(ASFADDES) und stellt ihren Kampf gegen die Straflosigkeit dar. Mit seiner Dokumentation möchte
der Journalist und Filmemacher Bautista das Thema enttabuisieren und den politischen Kampf der
Verschwundenen aus der Vergessenheit befreien.
Kolumbianischer Frieden
Dokumentarfilm von Adelaida Trujillo, Patricia Castanu und Colbert Garcia,
Kolumbien/Deutschland/England 2003 (77 Min.)
In ihrem Filmtagebuch zeigen die Filmemacherinnen das Alltagsleben der kolumbianischen
Zivilbevölkerung. Der Film gibt Einblicke in die Hoffnungen und Ängste, die mit dem
Verlauf der Friedensverhandlungen zwischen den Guerillaorganisationen und der Regierung verbunden
sind, und zeigt, welchen Einfluss der permanente Ausnahmezustand auf alle Lebensbereiche hat.
Ein Lächeln mitten im Krieg
Dokumentarflm, Kolumbien (20 Min., VHS)
Sehr eindringliche und anschauliche Darstellung zur Situation der afrokolumbianischen Gemeinden am
Cacarica-Fluss und ihres Kampfs um ihre Rechte und ein Leben in Würde und Selbstbestimmung.
Bestellung bei: FIAN: fian@fian.de
Namibia
The Colonial Misunderstanding - Das koloniale Mißverständnis
von Jean Marie Teno, Deutschland/Frankreich 2004 (79 Min., Original mit englischen Untertiteln)
„Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land.
Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war
die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land“, bemerkte der frühere
Erzbischof von Kapstadt und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu einmal und deutet damit die
Verwobenheit von Mission und Kolonialismus an.
Als die „Rheinische Missionsgesellschaft“ 1828 im heutigen Wuppertal gegründet
wurde, geschah dies in der hehren Absicht, die christliche Botschaft zu verbreiten. Mit Briefen,
Zeichnungen, Photos und seit den 1920er Jahren auch mit Filmen, berichteten die Missionare den
Gemeinden in der Heimat vom Leben der „Heiden“ und deren seltsamen Bräuchen. Sie
leisteten hiermit einen wichtigen Beitrag zum Bild Europas vom „schwarzen Kontinent“.
Die Geschichte der Rheinischen Mission und ihr widersprüchliches Engagement, vor allem in
Deutsch-Südwest, erkundet der Kameruner Filmemacher Jean-Marie Teno auf seiner Reise durch die
ehemaligen deutschen Kolonien. Sie führt ihn von Wuppertal nach Namibia, Südafrika, Togo
und in sein Heimatland Kamerun. Sein Film rekonstruiert Geschichte in ihrer Dialektik zwischen
christlichem „Ethos“, kaufmännisch-kolonialen Interessen und den traumatischen
Erlebnissen der Missionierten. Wie konnte es zu jenem „kolonialen Missverständnis“
kommen, und wie virulent ist es bis heute? Die Ergebnisse afrikanischer und europäischer
Wissenschaftler, Missionsmitarbeiter und Historiker werden ergänzt durch persönliche
Erlebnisse dieser Geschichte bis in unsere postkoloniale Gegenwart.
„The Colonial Misunderstanding“ ist die längere Kinoversion von „Gehet hin in
alle Welt ... Die deutsche Mission in Afrika“.
Namibia – Für uns immer noch Südwest
von Norbert Bunge, BRD 1985 (86 Min.)
Für die meisten der deutschsprachigen Einwohner in Namibia, die hauptsächlich Farmer sind,
ist es auch heute noch "Deutsch-Südwest"; so auch für die Familie Metzger, die Norbert
Bunge in seinem Dokumenatarfilm porträtiert.
"Mit seiner sensiblen Beobachtung alltäglicher Szenen auf der Farm – sei es beim
morgendlichen Arbeitsanfang, sei es bei der Entlohnung der schwarzen Arbeiter am Samstag oder beim
Mittagessen der weißen Familie mit den Nachrichten des ‚Südafrikanischen
Rundfunks‘ in deutscher Sprache im Hintergrund – ist Bunge eine unaufdringliche, aber
eindrucksvolle Vermittlung politisch/sozialer Verhältnisse gelungen, die auf jeden Kommentar
verzichten kann. ‚Kommentiert‘ werden die intensiven Kameraeinstellungen allein von den
Aussagen der verschiedenen Familienmitglieder, die Bunge unter die Bilder montiert hat." (Heinz
Günther Clobes)
Wir hatten eine Dora in Südwest
von Christina Tink Diaz, Deutschland 1991 (70 Min.)’
Der Dokumentarfilm greift einen bisher wenig beachteten, aber hochinteressanten Aspekt der deutschen
Kolonialgeschichte und ihrer Folgen auf. 1907 wird der Deutschkoloniale Frauenbund gegründet,
mit dessen Hilfe u.a. die "Zufuhr" von deutschen Bräuten an die Schutztruppen und Siedler
gefördert werden soll, um der vermeintlich drohenden "Verkafferung der Männer in Deutsch
Südwest und Deutsch Ostafrika" entgegenzuwirken. Auch noch nach 1918, als Deutschland gar keine
Kolonien mehr hatte, vermittelt der Frauenbund ausreisewillige junge Frauen als "Trägerinnen
deutscher Zucht und Sitte" nach Windhoek, Swakopmund oder Tanga.
Der Film kompiliert historisches Archivmaterial, zeitgenössische Fotos, Lieder, Zitate aus
Theaterstücken oder Kolonialromanen, und er kontrastiert diese collagenartige Zusammenschau mit
den aktuellen Aussagen einiger Frauen, die in den dreißiger oder vierziger Jahren mit dem
Frauenbund nach Namibia gingen und die noch heute dort leben. Dadurch ist der Film nicht nur von
historischem Interesse, sondern er thematisiert auch die politische Einstellung und die
Verhaltensweisen deutschstämmiger Namibier gegenüber den Schwarzen in dem nun von
Südafrika unabhängig gewordenen Namibia.
Morenga
Spielfilmreihe von Egon Günther, BRD 1985, Darsteller: Jacques Breuer, Edwin Noël,
Jürgen Holtz, Manfred Seipold (Teil I: 87 Min., Teil II: 92 Min., Teil III: 76 Min.)
Jacob Morenga, 1885 als Sohn eines Nama-Vaters und einer Herero-Mutter geboren, gehört zu den
wichtigen Gestalten aus der Geschichte Namibias. In Europa erzogen, später Arbeiter in den
Goldminen seiner Heimat, steigt er bald auf zum Anführer des Aufstands in "Deutsch
Süd-West". Er bildet kleine Einheiten Aufständischer, die nach Guerillataktik zuschlagen.
1905 fügt er den Kolonialtruppen eine gewaltige Niederlage zu, die auch andere
Kolonialmächte verunsichert. Morenga, auf den der deutsche Kaiser zuletzt ein Kopfgeld von
20.000 Mark ausgesetzt hatte, wird am 19. September 1907 von englischer Polizei in Südafrika
erschossen.
„Morenga“ war die achte Filmarbeit Egon Günthers nach seiner Übersiedlung in
die Bundesrepublik und der zweite Roman des Autors und Mitherausgebers der "Literarischen Hefte",
Uwe Timm. Beide, Timm und Günther, sammelten für ihre Werke dokumentarisches Material, das
Inhalt und Struktur des fiktionalen Stoffes maßgeblich beeinflusste.
Das Salz, die Wüste und ein stürmisches Leben
von Norbert Bunge und Arpad Bondy, Deutschland 1997 (44 Min.)
Dort, wo die eisigen Winde des atlantischen Ozeans auf die Wüste Namib prallen, schuftet
Philipp Metzger als Vorarbeiter in einer Saline. Mit seiner Familie haust er in einer dürftigen
Betriebswohnung inmitten der Salzberge. Noch vor zehn Jahren sah sein Leben ganz anders aus: er
hatte gerade die väterliche Farm, einen 8.000 Hektar großen Besitz, übernommen und
schmiedete große Zukunftspläne. Doch das Glück war nicht auf seiner Seite, was auch
immer er anpackte. Schließlich ging die Farm verloren, und jedes seiner neuen Abenteuer endete
fatal. Nur eines hat Philipp in all den Jahren bewahrt: seinen Optimismus und seine Träume, so
verrückt sie auch sein mögen.
Noras Namibia
von Norbert Bunge und Caroline Goldie, BRD 1986 (44 Min.)
Noch vor der Unabhängigkeit Namibias gedreht (1989), porträtiert der Film Nora Chase,
Führungsmitglied im namibischen Kirchenrat und in der Befreiungsbewegung. Nach dem Besuch der
Oberschule und der Universität in Kapstadt floh Nora Chase nach Tanzania. Sie erhielt ein
Stipendium und studierte ab 1963 an der Freien Universität Berlin Germanistik und Politologie.
In Berlin lernte sie den westindischen Industriestudenten Chase kennen, den sie später
heiratete. Die Familie Chase kehrte 1978 nach Namibia zurück. Im Film berichtet Nora von ihrer
Arbeit als Direktorin für Erziehung im Kirchenrat in Namibia. Sie erzählt aus ihrem Leben
und von ihren weiteren vielfältigen Aufgaben. Frau Chase erweist sich als moderne Namibierin,
die in ihrer Person die Tradition der Damara und Herero vereint, aber auch ein Stück ihrer
weißen (deutschen) Großväter mütterlicher- und väterlicherseits und damit
ein Stück deutscher Kolonialgeschichte in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika
(1885–1915). Noras Engagement gilt der Fürsorge ihrer Landsleute und dem Kampf gegen
jedwede Rassendiskriminierung.
Omulaule heißt schwarz
Dokumentarfilm von Beatrice Möller, Nicola Hens, Susanne Radelhof, Deutschland 2003 (66
Min.)
"Für die Weißen sind wir schwarz, und für die Schwarzen sind wir deutsch", sinnieren
die jungen Namibier. Sie kennen noch den Pioniergruß und erinnern sich an
"Leckermäulchen". Die mittlerweile erwachsenen "DDR-Kinder von Namibia" blicken auf elf Jahre
Kindheit in der DDR zurück, von der sie 1979 als Flüchtlinge aufgenommen wurden. Kurz nach
der politischen Wende in der DDR, die zeitlich in etwa mit der Unabhängigkeit Namibias
zusammenfiel, mussten sie zurück in das ihnen fremd gewordene Land. Noch heute suchen sie nach
der inneren Heimat und einem Halt in ihrer zerrissenen Biographie, die sie selbst als Experiment
betrachten.
Wie sie heute leben und wo sie ihre Heimat sehen, zeigt dieser Dokumentarfilm.
Weiße Geister – der Kolonialkrieg gegen die Herero
Dokumentarfilm von Martin Baer, Deutschland 2004 (70 Min.)
In diesem Dokumentarfilm machen sich der Regisseur und sein Protagonist Israel Kaunatjike auf eine
gemeinsame Reise nach Namibia. Israel, ein Herero, wurde in Okahandja, dem Hauptort der Herero
geboren. Er hat über zwei Drittel seines Lebens im Exil verbracht. Viele Jahre hat er gegen die
Apartheid gekämpft und ist immer noch politisch engagiert. Nun möchten die beiden
herausfinden, wie die Herero die Erinnerung an die Katastrophe ihrer Niederlage verarbeitet,
überliefert und wachgehalten haben, und welches Verhältnis die Deutschen zu ihrer
zunächst als Sieg gefeierten, dann als verbrecherisch verdammten Geschichte entwickelt haben.
Im Laufe der Recherchen zum Film, musste Israel erfahren, dass er auf sehr persönliche Weise
weit mehr in diese Vergangenheit verstrickt ist, als er bislang wusste. Denn bei seinen
Nachforschungen und während der Drehreisen hat sich bestätigt, was über Jahrzehnte
ein gut gehütetes Familiengeheimnis war und worüber er mit Martin Baer erst nach einer
Weile reden konnte: Israel Kaunatjike hat zwei deutsche Großväter. Beide seiner
Großmütter bekamen Kinder von deutschen Soldaten der „Schutztruppen“. Ob
diese Schwangerschaften aufgrund von Vergewaltigungen zustande gekommen sind, wird sich im Einzelnen
nicht mehr herausfinden lassen. Ähnlich wie während anderer militärischer
Auseinandersetzungen gab es auch in diesem Kolonialkrieg so genannte „comfort women“.
Ein heikles Thema für tausende von Namibiern, denn diese von den deutschen Herren offiziell
verbotenen und verpönten „Verbindungen“ mit den „Eingeborenen“ waren
eine gängige Praxis des Kolonialismus: „Sexsklaverei“. Andererseits hat es auch
andere, wie immer geartete Beziehungen zwischen den Menschen gegeben, auch wenn das offiziell
verboten war.
Peru
Abducted. In Search for the Disapeared
Dokumentarfilm, 1993 (60 Min., Englisch)
Dieser einstündige Film zeigt die langwierige und komplizierte Arbeit der Suche nach
“Verschwunden-Gelassenen”. Die Angehörigen der Opfer sind von Misstrauen, Angst und
Hoffnungslosigkeit geprägt. Gezeigt werden auch ihre Qualen, wenn geheim gehaltene Gräber
geöffnet werden.
Before the sun goes dark
1990 (45 Min., Englisch)
Ein Hintergrundfilm über die verschiedenen Formen der Gewalt und ihre Entstehung in Peru in den
80er Jahren.
Ruanda
Zur Schuld verdammt
Dokumentarfilm von Steven Silver und Diskussion zu Ruanda, 2003
General Dallaire, die Blauhelme und das Massaker von Ruanda: Es war das schlimmste Massaker seit dem
Zweiten Weltkrieg. 1994 wurden in Ruanda 800.000 Menschen auf bestialische Weise mit Macheten und
Maschinengewehren niedergemetzelt. Steven Silver rekonstruiert diesen vorhersehbaren Genozid und die
Untätigkeit der Vereinten Nationen und ruft damit ein fast schon vergessenes Drama unserer Zeit
ins Gedächtnis zurück.
General Romeo Dallaire, Kommandant der UN-Blauhelm-Truppe, äußert sich zu den
Geschehnissen, kann seine Mitschuld an dem grausamen Völkermord nicht verwinden. Durch seine
eindringlichen Aussagen wird hinter der Fassade des hoch dekorierten Soldaten ein gebrochener Mann
sichtbar, den die Last von Verantwortung und Schuld innerlich zerreißt. Es war ihm nicht
gelungen, die UN-Verantwortlichen und den Sicherheitsrat in New York von der Notwendigkeit einer
bewaffneten Intervention zu überzeugen.
Steven Silvers Film zeigt die menschlichen Tragödien hinter den Nachrichtenbildern. Das
"Schuld-Bekenntnis" des Generals wird durch die tragische Familiengeschichte von Anne-Marie, der
Schwester eines Tutsi-Ministers, der mit seiner Familie vor den Augen der Truppen Dallaires
massakriert wurde, gespiegelt. Der Film liefert ein deutliches Beispiel dafür, wie Politik das
eigentliche Ziel verstellen kann: in diesem Fall den Frieden.
Durch die gegenwärtigen Ereignisse auf dem afrikanischen Kontinent, im Kongo und in Sudan,
gewinnt "Zur Schuld verdammt" traurige Aktualität.
Ruanda – ein Land dreht durch
Dokumentation, Juni 1996 (75 Min.)
Eine Dokumentation zum „Gedenken an den zweiten Jahrestag des Beginns eines
Völkermordes”, über die Geschichte Ruandas von der deutschen Kolonialisierung
über die belgische Verwaltung, bis hin zu dem Völkermord zwischen Tutsi und Hutu.
Sometimes in April
Spielfilm von Raoul Peck, 2005 (120 Min.)
Der Film von Raoul Peck über den Bürgerkrieg in Ruanda wurde auf der Berlinale 2005
gezeigt. Seine Einführung beschreibt die Genese der rassistischen Differenzierung in Hutu und
Tutsi durch die belgische Kolonialmacht und den innenpolitischen Machtkampf der beiden
Bevölkerungsgruppen; Die Hauptgeschichte handelt von einem mit einer Tutsi-Frau verheirateten
Hutu, der während der Massaker seine gesamte Familie verliert. Sein Bruder ist einer der
Haupthetzer von Hutu-Power. Die Massaker, die unter den Augen und ohne das Eingreifen der
internationalen Öffentlichkeit vonstatten gehen, werden schließlich durch den
militärischen Sieg der Tutsi-Rebellen beendet. Vor dem Arusha-Tribunal treffen sich die beiden
Brüder wieder.
Genau wie „Hotel Rwanda“, zu dem der Film viele Parallelen aufweist, ist auch
„Sometimes in April“ von einer beklemmenden Eindrücklichkeit. Er bemüht sich
mehr als „Hotel Rwanda“ um eine geschichtliche Einbettung der Massaker und beleuchtet
die Möglichkeiten der juristischen Aufarbeitung von Gacaca-Gerichten und Arusha-Tribunal.
Hotel Rwanda
Spielfilm von Terry George, 2005 (90 Min.)
Der Film basiert auf der wahren Geschichte des Hotelbesitzers Rusesabagina, der während der
Massaker immer mehr Flüchtlinge in seinem Hotel aufnimmt und die marodierenden Banden mit Geld
und Alkohol besticht. Am Ende gelingt es ihm unter Einsatz seines Lebens mehr als 1.000 Menschen vor
dem sicheren Tod zu bewahren.
VERGEBEN, VERGESSEN ... UND DANACH.
RUANDA 10 JAHRE NACH DEM VÖLKERMORD
Dokumentation, Deutschland 2005 (45 Min.)
In dem 45-minütigen Dokumentarfilm geht es um vier junge Menschen in Ruanda, die den
Völkermord im Jahr 1994 als Kinder oder Jugendliche miterlebten und jetzt alle auf ihre Weise
einen Weg gefunden haben, mit der schrecklichen Vergangenheit zu leben, ohne dabei den Blick
für die Zukunft zu verlieren. Mit dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED) waren die drei
FilmemacherInnen im März und April 2004 zu den Trauerfeierlichkeiten zehn Jahre nach Beginn des
Völkermordes in Ruanda. Dort filmten sie Bilder der Gegenwart und führten die vier
Hauptinterviews mit Shadia, Grace, Gilbert und Zady, die der Film zeigt. Dabei geht es nicht um die
Frage nach Schuld oder Unschuld, Täter oder Opfer, Hutu oder Tutsi, sondern eher um die Fragen
"Wie kann man sein Trauma überwinden?", "Ist Wiederversöhnung überhaupt
möglich?" und "Was bringt die Zukunft?"
Südafrika
Schnitt in die Seele – Südafrika stellt sich der Vergangenheit
Dokumentation, 1997 (30 Min., Deutsch)
Der Film stellt verschiedene Opfer der Apartheid vor, die sich unterschiedlich zur
Wahrheitskommission positionieren. Auch der ehemalige Geheimdienstchef kommt zu Wort und beschreibt
die Motivation für die brutale Unterdrückung der Opposition.
Eine Dokumentation, die gut als Diskussionsgrundlage eines workshops dienen könnte.
Long night’s journy into day – Der lange Weg aus der Dunkelheit
Dokumentation, 2000 (90 Min., Deutsch)
Der Film dokumentiert vier Menschen, die aus unterschiedlichen Motiven vor der Wahrheitskommission
aussagen und auf sehr unterschiedliche Reaktionen bei den Angehörigen der Opfer stoßen.
Zwischendurch schaltet er immer wieder Kommentare von Mitgliedern der Wahrheitskommission ein. Opfer
und Täter werden befragt.
Eine sehr beeindruckende Dokumentation, die besonders gut veranschaulicht, welche Möglichkeiten
und welche Grenzen die Wahrheitskommission in Südafrika hatte.
Die Farbe der Wahrheit. Südafrikas Suche nach Gerechtigkeit
(30 Min., Deutsch)
Der sudafrikanische Studentenführer Siphiwo Mthimkulub wurde 1981 bei einer
Anti-Apartheid-Demonstration festgenommen und in der Haft gefoltert. Aus der Haft entlassen, klagt
er die Täter vor einem Gericht an. Er wird erneut festgenommen und „verschwindet“
für immer. Erst 15 Jahre später erfahren die Angehörigen bei einer
Anhörung der Wahrheitskommission, was damals geschah und wer die Tat zu verantworten hat.
Erstmals sagen sie öffentlich aus, weil sie auf Amnestie hoffen.
Tibet
Das langsame Sterben eines Volkes
1988 (40 Min., Deutsch)
1,2 Millionen ermordete TibeterInnen und 6.000 zerstörte Klöster – das ist das
Ergebnis der chinesischen Okkupationspolitik seit 1949. Der Film thematisiert auch die
Niederschlagung einer friedlichen Demonstration 1988, die von der Polizei gefilmt wurde.
Tschetschenien
Weisse Raben - Alptraum Tschetschenien
von Tamara Trampe, Johann Feindt
Réfugies tchétchène en Ingouchi
2000 (25 Min.)
Dokumentation über tschetschenische Flüchtlinge in Inguschetien.
Coca – The Dove from Chechnya
von Eric Bergkraut, Schweiz 2005 (Deutsch/Russisch/Tschetschenisch mit deutschen. oder englischen
Untertiteln)
Ein Film über Zainap Gaschajewa, die seit Jahren Verschleppung, Folter, Mord in ihrer Heimat
Tschetschenien dokumentiert. Was für Präsident Putin eine "antiterroristische Aktion" ist,
trägt immer mehr Züge eines Genozids. Die Weltöffentlichkeit schweigt, sei es aus
Unwissen, Hilflosigkeit oder Opportunismus. Gaschajewa kämpft für ein internationales
Tribunal. "Coca" wird sie von ihren Freunden genannt, "die Taube".
Der Krieg der anderen. US-Reporter in Tschetschenien
Reportage von Michal Bukojemski, 12.05.1997.
Gefahren im Alltag für den Kameramann und Regisseur Michal Bukojemski von ABC-News im
Kriegsgebiet – Gefühl der Vergeblichkeit von Berichterstattung.
Der Medienmitarbeiter erzählt in dieser Reportage aus einer persönlichen Perspektive. Er
hat mit den Korrespondenten den Beginn und die weitere Entwicklung des Krieges im Kaukasus bis hin
zur Geiselnahme in Budjonowsk miterlebt.
Türkei
Staatsterror in der Türkei
1998 (45 Min., Deutsch)
Im angeblichen Sicherheitsinteresse der Türkei wurde mit Hilfe des Militärs und der
Polizei geschmuggelt, gefoltert und gemordet. Der Film zeigt, dass – trotz
gegenteiliger Versprechen der jeweiligen Regierungen – Folter, politischer Mord und
„Verschwindenlassen“ immer noch stattfinden. Sehr ausführlich wird über die
Situation der kurdischen Bevölkerung und über die bedrohte Pressefreiheit berichtet.
Susmayacagiz – Wir werden nicht schweigen
1993 (30 Min., Deutsch)
Ausgangspunkt sind die Morde an türkischen und kurdischen Journalisten – allein 13 im
Jahr 1992. Der Film versucht, eine Stimme gegen die Unterdrückung der Pressefreiheit zu
sein.
Uganda
Uganda, the almost forgotten war
2004 (60 Min., Englisch)
Film aus den Lagern für Binnenflüchtlinge, Internally displaced camps: Aromo Camp, Aloi
Camp, mit Interviews mit Betroffenen.