Bündnis für Menschenrechte

Presseerklärung
1.2.2004



Der leise Abgang von Mesut Yilmaz

Die Fakultät für Sozialwissenschaften und damit die Universität Bochum hat klammheimlich und unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Samstag, dem 31.01.04, ihren "Gastprofessor", den Ex-Ministerpräsidenten der Türkei Mesut Yilmaz, zu der letzten Veranstaltung eingeladen.

Während der Amtszeit von Mesut Yilmaz hat das türkische Militär einen brutalen Krieg gegen die kurdische Zivilbevölkerung in den kurdischen Provinzen der Türkei durchgeführt. Die Bilanz dieses Krieges ist:

- ca. 30 000 Menschen kamen ums Leben,
- über 4 000 Dörfer wurden zerstört,
- ca. 4 Millionen Kurden wurden aus Kurdistan vertrieben,
- systematische Vergewaltigung, Folter und Verhaftung von Oppositionellen waren weit verbreitet,
- Tausende Menschen sind verschwunden (ca. 26 000).

Für diese Verbrechen, die während seiner Amtszeit stattgefunden haben, ist er politisch verantwortlich. Wie wir bei unseren bisherigen Aktionen gegen die Einladung durch die RUB deutlich gemacht haben, sind wir der Auffassung, dass Mesut Yilmaz der ihm erteilten Gastprofessur nicht würdig war und ist.

Mesut Yilmaz, der von den inzwischen einberufenen türkischen Parlamentskommissionen wegen Korruption permanent angehört wird und darüber hinaus im November 1998 als Ministerpräsident aufgrund möglicher Verstrickungen mit dem organisierten Verbrechen zurücktreten mußte, gehört nicht an die Uni, sondern auf die Anklagebank. Die RUB und die Fakultät für Sozialwissenschaften haben ihrem Ruf durch diese Praxis erheblichen Schaden zugefügt. Allein die Aussage von Mesut Yilmaz, in der er uns trotz der friedlichen Aktionen in die Nähe von Terroristen gesetzt hat, hätte ausreichen müssen, seine Gastprofessur zurückzunehmen.

Dennoch sehen wir uns in unserer Überzeugung bestätigt und betrachten unsere gewaltfreien Aktivitäten als erfolgreich, indem wir die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die menschenverachtenden Regierungszeit von Mesut Yilmaz gezogen haben.

An dieser Stelle möchten wir uns bei all den Freundinnen und Freunden bedanken, die uns je nach ihren Möglichkeiten bei unseren Aktionen geholfen und mitgewirkt haben. Besonders gilt unser Dank der Presse für das Interesse. Wir hoffen im Übrigen, dass die RUB solch ein fatales Vorgehen nicht mehr wiederholt. Ohne auf die Lage in den Ländern, aus denen diese korrupten und unterdrückerischen Machthaber stammen, zu achten, darf und muss eine Einladung nicht ausgesprochen werden. Andernfalls kann und sollte wieder mit einer Reaktion von unserer Seite gerechnet werden.


Kurdistan AG
für das Bündnis für Menschenrechte an der RUB