16.5.03, Westdeutsche Allgemeine
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Proteste waren Yilmaz keine Rede wert

Die Türken saßen drinnen, Deutsche und Kurden demonstrierten vor dem Haus
der Geschichte. Der ehemalige türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz
hielt gestern Abend seine erste öffentliche Vorlesung.

Etwa 70 Protestierende versammelten sich erst zu einer Kundgebung auf dem
Husemannplatz, marschierten dann zum Veranstaltungsort an der
Clemensstraße. Erwartet hatten die Veranstalter - unter anderem das
"Bündnis für Menschenrechte" - 500 Yilmaz-Gegner. Plakate wie "3000 Opfer
sind genug" oder "Der Täter wird Prof, die Opfer verhöhnt" sollten den
neuen Gastprofessor der Ruhr-Universität zu einer Stellungnahme
hinsichtlich der Kurden-Politik zu dessen Amtszeit zwingen. Yilmaz
schlüpfte jedoch wie am Vortag durch die Seitentür.

Die 100 Zuhörer - mehr bekamen keinen Einlass - mussten sich zwischen
Polizisten den Weg durch die Menge bahnen. "Wissen Sie etwas über die
verschwundenen Leute", fragen die Demonstranten. "Danke, ich kenne mich
aus", antwortet eine Studentin. "Ich finde, dass die Demonstranten den
Anlass verwechseln", sagt Jura-Studentin Fatma Ercan. "Herr Yilmaz spricht
hier zur EU und nicht über ethnische Fragen." Stimmt. Die Proteste wurden
im Haus der Geschichte nicht erwähnt. Sushi
15.05.2003