"GERECHTIGKEIT HEILT!"
Gestern kündigte der bekannte paraguayische Rechtsanwalt und Menschenrechtsaktivist Dr. Martín Almada an, mit sofortiger Wirkung seine Medikation zu bestreiken, die er als Folterüberlebender seit Jahren zu sich nimmt.
Dr. Almada protestiert mit dieser Maßnahme gegen eine Reihe von
Versuchen, ihn mittels verschiedener Gerichtsprozesse zum Schweigen zu
bringen, bzw. gegen den derzeitigen Versuch, ihn im Rahmen eines
Prozesses zu psychiatrisieren und seine geistige
Zurechnungsfähigkeit infrage zu stellen.
Dr. Martín Almada ist Träger des alternativen Nobelpreises,
den er für seine herausragenden Enthüllungen über die
"Operation Cóndor" erhalten hat. Die "Operation Condor" war ein
grenzüberschreitendes Netzwerk der lateinamerikanischen
Geheimdienste, mit dessen Hilfe diese in den 70er und 80er Jahren
Oppositionelle verfolgen, entführen, foltern und ermorden
ließen. Dr. Almada gelang es 1992, die so genannten "Archive des
Terrors" ausfindig zu machen, wodurch die Operation bewiesen werden konnte.
Dr. Martín Almada ist selbst ein Überlebender der Operation
Cóndor. Er wurde gekidnappt und durch die vereinten
Sicherheitskräfte des lateinamerikanischen Südens gefoltert.
Seine Ehefrau Celestina Perez wurde vom Stroessner-Regime im Jahr 1974
ermordet. Seit dieser Zeit leidet Dr. Almada unter den traumatischen
Erfahrungen und nimmt Medikamente ein, die ihm Linderung verschaffen
sollen.
Seit zwei Jahren versuchen verschiedene Folterer, die Dr. Almada
öffentlich denunziert hat, ihn zu verfolgen und zum Schweigen zu
bringen. Dazu bedienen sie sich juristischer Mittel. Aktuell hat Juan
Manuel Morales, den Dr. Martín Almada öffentlich als
ehemaligen Agenten der Stroessner-Diktatur entlarvt hat, vor Gericht
beantragt, Dr. Almada psychiatrisch untersuchen zu lassen. Morales
klagt derzeit gegen Dr. Almada wegen "Diffamierung" und "übler
Nachrede".
Um gegen diesen Versuch der Pathologiesierung zu protestieren, hat Dr.
Almada gegenüber dem Richter und dem Gerichtspsychiater
erklärt, dass er ab sofort keinerlei Medikamente gegen seine
posttraumatischen Beschwerden mehr einnehmen wird.
Dr. Almada unterstreicht seine Entscheidung, indem er daran erinnert,
dass er seit nunmehr 30 Jahren unablässig ein wirksames Medikament
fordere, welches seine Wunden heilen könne, ein Medikament mit dem
Namen: GERECHTIGKEIT !
"Es ist nicht die Vergangenheit, die die paraguayische und
lateinamerikanische Familie spaltet", erklärt Dr. Almada, "sondern
das Fehlen von Gerechtigkeit." Und er fügt hinzu, dass
Gerechtigkeit das einzige Mittel sei, um die Gesundheit all jener
wieder herzustellen, die Opfer von Menschenrechtsverletzungen geworden
seien.
Näheres kann der spanischsprachigen Erklärung entnommen werden.
Für zusätzliche Informationen über Dr. Martín Almada siehe:
http://www.gerechtigkeit-heilt.de/texte/vita_almada.html
Beste Grüße,
Knut Rauchfuss
Bianca Schmolze
Informationen aus dem Netzwerk
Kooperationen
World Coalition Against Torturers (WCAT)
International Rehabilitation Council for Torture Victims (IRCT)
Projektleitung
Bianca Schmolze
Bianca Schmolze ist Dipl. Betriebswirtin (FH) und seit
2002 Mitarbeiterin der Medizinischen Flüchtlingshilfe Bochum.
Nachdem sie zunächst für Fundraising
zuständig war, leitet sie nun seit November 2004 das Projekt
"Kampf gegen Straflosigkeit".
Darüber hinaus ist sie Ratsmitglied der Stadt Bochum.
Tel.: +49-(0)234-9041380
Fax: +49-(0)234-9041381
(Donnerstag und Freitag, 10.00 bis 18.00 Uhr)
Gefördert durch
Manfred Nowak, UN-Sonderberichterstatter für Folter